Ewige Verdammnis oder "Allversöhnung"?Kommen am Ende alle Menschen in den Himmel?Das kommende Gericht Gottes in seiner ganzen Konsequenz für die Ewigkeit wird heute kaum zur Sprache gebracht. Die entsprechenden Aussagen der Heiligen Schrift werden schweigend übergangen oder umgedeutet. Auch wir möchten nicht gerne als solche verdächtigt werden, die mit dem Gericht drohen oder mit der Hölle Angst machen. Wie aber gehen wir mit den biblischen Inhalten von Gericht und ewiger Verdammnis um? Können wir diesen Aspekt des Evangeliums (!) folgenlos vernachlässigen, nur weil er nicht in die "Landschaft des Zeitgeistes" passt? Es gibt viele Versuche, die Wirklichkeit der ewigen Verlorenheit zu relativieren. - Die einen verdrängen sie. - Andere, auch "bibeltreue Christen", deuten die betreffenden Bibeltexte um oder verharmlosen sie bis zur Bedeutungslosigkeit. Mit konstruierten Begründungen werden jene Bibelstellen so ausgelegt, dass es schließlich überhaupt keine Verdammnis bzw. Hölle mehr gibt.
Gerettet oder ewig verloren?1. Die Sendung Jesu in diese Welt stand unter der Zielsetzung, Menschen zu retten vor dem kommenden Zorngericht Gottes und aus ihrem Verlorensein: Lukas 19,10; Johannes 3,16.36; Römer 1,18; 2,5-9; Markus 16,16. Bis zum letzten Blatt der Bibel gibt es keine Weiterentwicklung zu einer "tieferen Erkenntnis", etwa der sogenannten "Allversöhnung": Offenbarung 20,10.1415; 21,8; 22,15. "Es handelt sich bei der Lehre von der Hölle um eine Lehre, von der es ganz klar ist, dass sie von Jesus selbst stammt" (Michael Griffith; vgl. Matthäus 13,4142; Markus 9, 47-48). Wer den Ernst der Sünde als Rebellion gegen Gott und den angekündigten "ewigen Tod" im Neuen Testament nicht verharmlosen will, ahnt, welch ein Gewicht die Rettung durch Gottes Gnade hat. "Rettung" ist kein dramatisierender Begriff. Er entspricht durchaus dem Ernst ewiger Gottesferne und Verdammnis. "Es ist furchtbar, (unerlöst) in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen" (Hebräer 10,31). Aber es gibt heute Rettung aus dem ewigen Verderben! Die frohe Botschaft aus Jesu Mund lautet:" Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht in das Gericht" (Johannes 5,24). 2. Gott ist gerecht in Gericht und Gnade. Nicht erst heute besteht die Neigung zu einer einseitig missverstandenen Liebe Gottes. Es ist für ein gesundes Gottesbild wichtig zu erkennen, dass Gott heilig und gerecht ist, sowohl in seiner Liebe und Gnade als auch in seinem Gerichtshandeln. Und dazu gehören ewiges Leben und ewige Strafe: Matthäus 25,41.46. Diese Spannung zwischen seiner Barmherzigkeit und Heiligkeit haben wir im biblischen Sinn zu respektieren, ungeachtet unserer Wunschvorstellung oder kurzsichtigen Logik. Das ist gewiss: Gott richtet gerecht! (Psalm 7,12; Johannes 5,30). 3. Gottes Einsatz zu unserer Rettung ist von uns kaum auszuloten. Wenn uns sein ewiges Gericht zu hart erscheinen mag, dürfen wir nicht übersehen, was er mit der Hingabe seines Sohnes in die Hände seiner Feinde geleistet hat. Er gab ihn frei zur Folterung und schändlichsten Hinrichtung ... Das Höchste und Äußerste hat Gott eingesetzt, um seine sündigen Geschöpfe aus ewiger Verdammnis zu retten! Bis ans Kreuz hat sein Sohn immer wieder geworben und eingeladen zur Umkehr und Glauben. Aber er nimmt unseren Willen und unsere Entscheidung ernst. Sowohl im Himmel wie in der Hölle gibt es nur "Freiwillige". Wir können den Glauben verweigern und Gottes Gnade "wirkungslos" machen und damit unter "dem Zorn Gottes bleiben" - endlos: Markus 10,45; Lukas 7,30; 13,34; Johannes 3,36. Es wäre lieblos, ja tragisch und menschenverachtend, wenn Gott uns in seinem Wort über die Ewigkeit im Unklaren ließe. 4. Weil Gott ein Gott der Liebe ist, so folgert man, könne es keine ewige Verdammnis geben. Aber wer sind wir, dass wir beurteilen könnten, was in Gottes Ratschluss sein kann und was nicht sein kann? - Gott hat sich selbst und seinen Heilsplan verbindlich in seinem Wort der Bibel geoffenbart. Daher gehört es zu einer geistlichen Haltung, alle menschlichen Vernunftschlüsse und Gedanken "unter den Gehorsam Christi" zu stellen (2. Korinther 10,3-6). "Den Demütigen gibt Gott Gnade." Wer sich der Liebe Gottes öffnet und sich seiner gnädigen Herrschaft im Glauben unterstellt, dem gilt die befreiende Verheißung, "dass wir Freimütigkeit haben am Tage des Gerichts" (1. Johannes 4,17).
Was die Allversöhnung lehrtNach Schumacher lehrt die Allversöhnung folgendes:
Weitere Zitate: "Gericht bewirkt Gotteserkenntnis, Reinigung, Besserung, Heil!" Quelle: Heinz Schumacher, ... und Gott wird sein alles in allen, Heilbronn: Paulus-Verlag Karl Geyer, 1977
Allversöhnung als "menschlicher" Lösungsversuch1. Neben den Allversöhnungsgedanken in den Weltreligionen waren der Kirchenvater Clemens von Alexandrien (150-215), sein Schüler Origines (185-254) und Gregor von Nyssa (330-396) die ersten christlichen Vertreter der Allaussöhnung. In dem von der griechischen Philosophie bzw. Gnosis geprägten Lehrsystem des Origines ist am Ende sogar die Erlösung des Teufels möglich. Seine Begründungen sind für die Allversöhner im Wesentlichen dieselben geblieben. Wegen seiner theologischen Position wurde Origines der Häresie (Ketzerei) bezichtigt und im Jahr 553 n.Chr. von der Kirche verdammt. Der Ausgangspunkt für die Entwicklung der Allversöhung war die Prämisse, daß - weil Gott gnädig ist - seine Bestrafung heilsam für die Sünder sein muß und nicht eine unendliche Straf für die Sünder sein kann. Aus diesem Grund betrachtete Clemens von Alexandrien Rache als etws, das nicht zu Gottes Wesen paßt. Nah Auffassung des Origines konnte die göttliche Züchtigung zwar je nach Schwere auf der Erde begangenen Sünden variieren, aber dennoch ging Gott grundsätzlich "wie ien Arzt mit den Sündern zum [und] die Wut seines Zornes ist so beschaffen, daß sie die Reinigung des Seels des Sünders nützt." In ähnlicher Weise bestand Gregor von Nyssa darauf, daß "es nicht hauptsächlich und primär Strafe ist, was die Gottheit den Sündern auferlegt, sonder Er handelt, ..., nur um das Gute von den Böse zu trennen und es in die segensvolle Gemeinschaft zu ziehen." Die Allversöhnung wurde durch Augustinus heftig verdammt und auf dem Konzil von Konstantinopel im Jahr 553 n.Chr. auch kirchenrechtlich verbindlich als Irrlehre bezeichnet. Im Mittelalter war die Allversöhungslehre nachezu verschwunden. Luther lehnte sie entschieden ab, ebenso Calvin. Der radikale Flügel der Reformation hingegen stand der Allversöhnung offen gegenüber. Über den deutschen Täuferführer Hans Denck (1495-1527) fand später die Allversöhnung Eingang in den radikalen deutschten Pietismus. So fanden sich bis heute in der Kirchengeschichte immer wieder Befürworter der Allversöhnungslehre. Neben Sonderlingen waren auch bekannte Persönlichkeiten darunter. Besonders im Schwabenland lebte diese Lehre (um 1700) wieder auf. Dabei spielte u.a. die Mystikerin und Visionärin Jane Leade aus England eine wichtige Rolle (nach Dr. Helge Stadelmann; idea-Dokumentation 3/1998). Diese "Lehre" von der schließlichen Versöhnung aller Menschen und gefallenen Engel stammt aus zweifelhaften Quellen. Ob in radikaler oder gemäßigter Ausprägung, ob humanistisch oder "biblisch" begründet, in jedem Fall werden zahllose eindeutig widersprechende Schriftworte durch Umdeutung schwieriger Stellen und konstruierte Schlussfolgerungen ausgeblendet. Und das wird erhaben als "tiefere Erkenntnis" verstanden. 2. Bei der Allversöhnung geht es nicht zuletzt stark um die emotionale Ebene, die ersehnte Möglichkeit der Errettung aller, auch noch im Jenseits. Das ist menschlich verständlich. Gerade wenn uns nahestehende Menschen ohne Glauben sterben, kann uns deren Ewigkeit innerlich zutiefst aufwühlen. "Aber meine Befindlichkeit kann nicht Lehre begründen" (Pfr. W. Reuter). Es mag schmerzen, wenn in den reformatorischen Bekenntnisschriften als biblische Lehre festgehalten wird, dass "Jesus Christus ... die gottlosen Menschen aber und die Teufel in die Hölle und ewige Strafe verdammen wird" (CA, Artikel 17). Schon vor uns schmerzte es den Herrn, der laut weinte über Menschen, die seine wiederholte Einladung zum Heil ausschlugen (Lukas 13,34; 19, 41-42). 3. Unterstützung der Allversöhnungslehre kommt zudem von der "liberalen Theologie". So haben die 570 Synodalen der "Kirche von England" im Juli 1996 dem Ergebnis einer Lehrstudie zugestimmt (beschlossen), dass es "keine Hölle" gebe. Auf dem Kirchentag im Juni 2001 in Frankfurt äußerte sich Heinz Zahrnt in einer Bibelarbeit: Ähnlich wie die katholische und evangelische Kirche im Reich Gottes aufgehen, verhalte es sich mit den Religionen. Niemand würde sie als "nicht erlöst" bezeichnen wollen (IDEA 25/01). 4. Anmerkung zu den Schriftstellen, die zur Begründung der Allversöhnung herangezogen werden:
Zusammenfassungo Gottes Liebe und Heiligkeit, seine Gnade und sein Gericht schließen einander nicht aus, sondern gehören in seiner göttlichen Person zusammen. o Gott ist ein Gott der Liebe und hat daher für eine ewige Erlösung gesorgt, wer sie jedoch ablehnt, geht ohne Rettung in das ewige Verderben. o Wer zeit seines Lebens Gottes Einladung ausschlägt, kann nach dem Tod seine Entscheidung nicht mehr korrigieren. o Das Wort "ewig" (aionios) im Blick auf Verdammnis und Hölle grundsätzlich nur als begrenzte Zeitspanne anzusehen, ist biblisch nicht zu begründen! Allein Matthäus 25,46 (vgl. Römer 16,26; Hebräer 9,14) verbietet diese willkürliche Auslegung. o Wir tun der Bibel Gewalt an, wenn wir konstruieren, dass Paulus tiefere Erkenntnisse zuteil geworden seien, die die klaren Aussagen über die ewige, endgültige Verlorenheit - von Matthäus bis Offenbarung bezeugt - aufheben. o "Die unbedingte Dringlichkeit des Heilsangebotes in dieser Zeit, jetzt, wird abgeschwächt, so dass der biblische missionarische Eifer nachlassen muss" (A.E. Wilder-Smith). Die Bibel lehrt: "Jetzt ist der Tag des Heils"; die Zeit der Gnade und Umkehr ist begrenzt (2. Korinther 6,1-2; 2. Petrus 3,9). Warum eigentlich sollten wir daran deuteln? [ 1 ] Der Autor, Manfred Klatt, war Reisebruder der Brüdergemeinden und ist heute (2020) im Ruhestand.
Copyright © 2001 by Manfred Klatt. Alle Rechte vorbehalten. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.
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