Arabien in vorislamischer Zeit

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Die weltpolitische Situation

Wir wissen wenig über die arabische Halbwelt unmittelbar vor dem Aufkommen des Islam.

  • Im 7. Jh. beherrschten zwei Großmächte die umgebende Region.
  • Im Norden herrschte das christliche Byzanz - Hauptstadt Konstantinopel.
  • Im Nordosten lag das zoroastrische Sassanidenreich - Zentrum Ktesiphon.
  • Die beiden Reiche standen in ständigem Konflikt miteinander.
  • Sie hatten wenig Einfluß auf die arabische Halbinsel.

Geographie und Wirtschaft

  • Die arabische Halbinsel war kaum bevölkerte.
  • Es gab keine großen Flüsse und Seen.
  • Im Zentrum dominierte die Sandwüste.
  • Berge säumten das Rote Meer.

  • Der südliche fruchtbare Jemen war kultiviert.
  • Man lebte vom Handeln, von der Weidewirtschaft und vom Ackerbau.
  • Es gab einen Austausch zwischen den nomadischen und halbnomadischen Stämmen im Norden und den eher seßhaften Stämmen im Süden.


  • Mekka war eine wohlhabende Handelsstadt.
  • Die Städte entlang des Handelsroute Aden - Mittelmeer - Fruchtbarer Halbmond genossen vermutlich blühende Wirtschaft.

Die Stämme

  • Die Gesellschaft war in verschiedene
    • große Stämme,
    • kleinere Klans
    • und Großfamilien organisiert.
  • Die "Ehre des Stammes" und die "Blutrache" spielten eine zentrale Rolle.
  • Diese Verhältnisse fand man auch in den Städten vor.
  • In Mekka lebte ein einziger Stamm, die Kuraischiten; aus diesem stammte Mohammed.
  • Die einzelnen Nomadenstämme lebten in ständigem Kampf gegeneinander.

Die Religionen

  • Im Süden gab es polyteistische, tempelorientierte Religion.
  • Einzelne Stämme verehrten verschiedene Götter und Göttinnen.
  • Der Klan und seine Familien verehrten zahlreiche untergeordnete Gottheiten und Geister.


  • Die Stammesgottheiten wurden durch Steine, Bäume und Skulpturen repräsentiert.
    • Man pflegte den Steinfetischismus:
      Man glaubte, Geister wohnten in auffällig geformten Steinen.
      Ein wichtiges Ritual war das Umkreisen des Steines, um dessen Kraft zu bannen;
      ferner das Betasten und Küssen des Steines, um von dessen Kraft zu empfangen.
    • Man kannte auch den Sternenkult.
  • Man kannte auch heilige Stätten.
  • Eines der wichtigsten Pilgerziele und Orte der Anbetung war Mekka mit der Kaaba. Der große und wohlhabende Stamm der Kuraischiten hatte die Kontrolle über die heiligen Stätten und zog Nutzen von den Einkünften.
  • Die Kaaba:
    • Sie ist ein würfelförmiges Bauwerk.
    • Sie beherbergte den "Schwarzen Stein" und
    • mehr als 360 Gottheiten.
    • In ihr stand auch das hölzerne Idol Hubal.
    • Jährlich wurde eine Pilgerreise nach Mekka anberaumt, die man Hadsch nannte.
    • Die Pilgerreise führte auch in das 25 km von Mekka entfernte Arafa.
    • In Minnah brachte man Schlachtopfer. Hier warf jeder Pilger je einen Stein auf drei Steinhaufen. Dort wurde der Pilger auch geschoren. Hier erfolgte auch das Ablegen der Wallfahrtskleider und das Wiederanziehen der profanen Alltagsgewänder.

Die Beduinenreligionen waren ferner geprägt von verschiedenen Lokalgöttern und Hauptgöttern.

  • Der höchste Gott hieß Allah, zusammengezogen aus al-Ilah (= der Gott). Er war der Schöpfer des Himmels und der Erde. Er wurde in äußester Gefahr angerufen. Er galt auch als der "Herr der Kaaba". Sein Name erscheint schon in vorislamischer Zeit auf Inschriften und Eigennamen:
    • Mohammeds Vater hieß: Abd-Allah (Knecht Allahs)
    • Mohammeds Onkel hieß: Obeid-Allah
  • Allah war schon vor Mohammed das höchste Wesen, dem alle übrigen Götter untertan waren. Allah war ein sogenannter Hochgott.
  • Allah war ein unsichtbarer und allgegenwärtiger Gott.
  • "Ilah" ist vielleicht verwandt mit dem hebräischen "Elohim" (Plural von "Elohe")


  • Es gab die drei mekkanische weibliche Gottheiten Manat (Schicksal), Al-Late (die Göttin) und Al-Uzzah (die Starke) vgl. Sure 53,19-23
    • Sure 53,19ff
      19 Was meint ihr denn wie es sich mit al-Lat und al-Ussa verhält 20 und weiter mit Manat, der dritten anderen? 21 Sollen euch die männlichen Wesen zukommen und Allah die weiblichen? 22 Das wäre eine ungerechte Verteilung. 23 Das sind bloße Namen, die ihr und eure Väter aufgebracht habt, und wozu Allah keine Vollmacht herabgesandt hat. Sie (d. h. diejenigen, die derartige Wesen als göttlich verehren) gehen nur Vermutungen nach und dem, wonach ihnen der Sinn steht, wo doch die Rechtleitung von ihrem Herrn zu ihnen gekommen ist.
      Kommentar in einer arabischen Koranausgabe: "Letztere waren die drei Göttinen, die die Götzendiener in der Kaaba verehrten, und zwar neben Allah, den sie als höchsten Gott betrachteten".

Das Judentum

  • Es gab viele jüdische Kolonien in Arabien.
  • In Medina war drei Stämme ansässig.
  • Die Juden hielten an ihrem Monotheismus und ihrer Auserwählung fest.
  • Ob den Juden der soeben abgeschlossene Talmud zugänglich war, ist zweifelhaft.
  • Die Juden verfügten über eine Menge Legenden über ihren Glauben

Das Christentum

  • Auf der arabischen Halbinsel gab es christliche Gruppen aber keine christliche Gemeinden.
  • Die christlichen Gruppen wurden von der römischen und byzantinischen Kirchen als Ketzer angesehen.
  • Ihr biblische Wissen war sehr lückenhaft und sie vertraten häretische Ansichten.
  • Die Sekten bedienten sich der apokryphen Schriften(= weder inspiriert noch apostolisch).
  • Es mag bezweifelt werden, ob Mohammed jemals echtes Christentum kennengelernt hat.
  • Bibel lag nur in einer griechischen und in einer syrischen Übersetzung vor, jedoch noch nicht in der arabischen Sprache. Die Kirchensprache war syrisch.
  • Mohammed hat die Bibel daher nur aus Erzählungen kennengelernt. So finden sich viele biblische Berichte auch im Koran. Viele der biblischen Berichte sind indes entstellt und es liegen manche Verwechslungen vor. Siehe weiter unten.
  • Es wird überliefert, daß in Bostra ein christlicher Mönch Namens Bahira dem zwölfjährigen Mohammed eine große Zukunft weissagte. Die Geschichtlichkeit dieses Ereignisses ist aber unsicher.

Die Hanifen

  • Es gab einzelne Männer, die den Götzendienst ablehnten: die Hanifen
    • Der Begriff "Hanif" wurde in den frühen Tagen des Islam auch auf all jene bezogen, die in der Unzahl von sich widersprecheneden Dogmen und Lehrmeinungen der damals in Arabien verbreiteten Religionen und Aberglauben nach der Wahrheit suchten.
  • Hanifen verehrten nur einen Gott und versuchten den Glauben Abrahams, ihres Vorfahren, zu praktizieren.
  • Ibn Ishaq berichtet in seiner Prophetenbiographie (Sira) über einige Personen, die in Mekka als Hanife den Götzenkult ablehnten und auf der Suche nach dem wahren Monotheismus waren.
    • Zaid ibn Amr ibn Nufail
    • Waraqa ibn Naufal
    • Ubaid Allah ibn Dschahsch
    • Uthman ibn Huwairith

Mohammed baut auf Vorhandenem auf

  • Als Mohammed den neuen Glauben an den einen Gott verkündete, baute er auf einem schon vorhandenen Fundament auf.
  • Er übernahm auch viele religiöse Gebräuche seiner Zeit.
  • Mohammed schloß etliche Elemente mit geringen oder gar keinen Veränderungen in den Islam ein.
  • Beispiele:
    • Glaube an Geister (Dschinnen)
    • der Kaaba-Kult
    • die Wallfahrt


  • Auch aus dem Christentum und Judentum hat Mohammed vieles in den Koran übernommen. Viele biblische Berichte sind jedoch im Koran entstellt und Mohammed verwechselte z.T. Personen der Bibel. Zum Beispiel:
    • Nach der Erzählung im Koran (Sure 11,43-47 - Paret) entkam Noah der Flut, aber sein Sohn ertrank. Nach dem biblischen Bericht wurde Noah mit seiner Frau und seinen drei Söhnen sowie deren Frauen gerettet.
    • Mirjam, die Schwester des Mose und Tochter des Amram, mit Maria, der Mutter Jesu verwechselt (Sure 66,12 - Paret).
    • Eine Episode aus dem Leben Gideons wird dem König Saul zugeordnet (Sure 2,249 - Paret).
    • Vermutlich verfließt die Vision des Petrus von Apostelgeschichte 10 mit einer Schilderung von einem vom Himmel herabkommenden Tisch bei der Einsetzung des christlichen Abendmahles (Sure 5,112-115 - Paret).



Quellen:

Literatur:

Thomas Patrick Hughes, Lexikon des Islam,, Wiesbaden: Fourier Verlag, 1995

Benedikt Peters, Der 11. September, der Islam und das Christentum, Bielefeld: CLV, 2002,

Christiane Schirrmacher, Islam Band 1, Filderstadt: Hänssler-Verlag, 1994

Gerhard Nehls, Was Christen über Moslems wissen sollten, Filderstadt: Hänssler-Verlag, 1984


Internet:

Islam (c) Ulrich Diersen

Arabien vor Mohammed (c) Nabil Ansari

Hanif (c) wikipedia.org



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Ins Netz gesetzt am 4.04.2002; letzte Änderung: 24.06.2016

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