Hilfe,
unser Missionar kommt in den Heimataufenthalt!

 

Nach Jahren des Einsatzes kommt unsere Missionarin / unser Missionar [ 1 ] in Heimataufenthalt. Was wird uns da erwarten? Was braucht der Gast, was ist ihm hilfreich? Werden wir die Person noch verstehen? Da entsteht viel Unsicherheit auf beiden Seiten. So ging es sicher auch der Gemeinde in Antiochia als der Apostel Paulus von seiner ersten Missionsreise zurückkam. In Apg. 14, 26-28 lesen wir darüber: "... von da fuhren sie mit dem Schiff nach Antiochia, wo sie der Gnade Gottes anbefohlen worden waren zu dem Werk, das sie nun ausgerichtet hatten. Als sie aber dort ankamen, versammelten sie die Gemeinde und verkündeten alles, was Gott durch sie getan und wie er den Heiden die Tor des Glaubens aufgetan hätte. Sie blieben dort eine nicht geringe Zeit bei den Jüngern."

Nach der Rückkehr riefen sie die Gemeinde zusammen und berichteten ausführlich von ihren Erfahrungen mit Gott. Dazu soll auch heute der Heimatdienst von Missionaren dienen. Paulus und Barnabas erzählten sogar "alles" das war mehr als ein Missionsabend und eine Missionspredigt. Es gibt viel zu hören und voneinander zu lernen, persönliche Beziehungen zu pflegen. Wegen der großen Kluft zwischen Einsatzland und Heimat mag dies nicht auf Anhieb gelingen, und der Missionar braucht unsere Hilfe und unser Verständnis. Die folgenden Zeilen sollen dazu einige Denkanstöße geben.

 

Körperliche Umstellung

Da ist die körperliche Umstellung. Oft wird bei der Rückreise der Tag- und Nachtrhythmus verschoben (Jetlag), denn in wenigen Stunden ist man in einer anderen Zeitzone gelandet. Möglicherweise ist auch das Klima anders, die Ernährung, die Krankheitskeime. Der Körper aber braucht viel mehr Zeit zur Umstellung. Er braucht erst einmal Ruhe und Erholung, besonders nach den anstrengenden Wochen des Packens, der Übergabe von Verantwortlichkeiten und des Projektabschlusses.

 

Emotionale Umstellungen

Der Einsatzort ist inzwischen zur Heimat geworden. Dort hat er viele Freunde zurückgelassen, zu denen die Gedanken gehen. Vielleicht auch das Bangen, wie das Projekt in seiner Abwesenheit weitergeht. Die alte Heimat ist ihm inzwischen fremd geworden. Je tiefer er in die Kultur seines Gastlandes eingetaucht ist, umso größer wird der Kulturschock bei der Rückkehr. Auch in der Heimatgemeinde sind viele neue Gesichter.

 

Trauerarbeit

Vielleicht sind in der Zwischenzeit Angehörige und liebe Freunde verstorben diese Tatsache holt ihn erst bei der Rückkehr am Ort des Geschehens und persönlicher Begegnungen wieder ein. Jetzt gilt es, neu Trauerarbeit zu leisten und Abschied zu nehmen.

 

Soziale Umstellungen

Im Einsatzland sind viele Verhaltensweisen ganz anders. Zudem hat der Missionar dort eine andere soziale Rolle, andere Aufgaben. Oft stand er dort im Mittelpunkt, hier ist er aber einer unter vielen.

 

Ökonomische Veränderungen

Viele Einsatzländer sind wirtschaftlich arm. An allem wird gespart, da befremdet die Verschwendung in unserer Gesellschaft. Zudem ändern sich die finanziellen Möglichkeiten des Missionars. Vielleicht kann er sich jetzt manches leisten (und hat vieles nachzuholen) vielleicht auch weniger (keine Hausangestellte, Essen im Restaurant, Fahren mit dem Taxi), je nach der Kaufkraft im Einsatzland. Viele Missionare sind überwältigt von der Vielzahl an Produkten im Supermarkt und überfordert, eine Wahl zu treffen.

 

Kulturelle Umstellungen

Viele Kulturen legen großen Wert auf persönliche Beziehungen. Es ist nicht so entscheidend, wieviel man hat, sondern wen man kennt. Es gilt, in Gemeinschaft und persönlichen Beziehungen zu leben. Der Einkauf auf dem Markt ist der Treffpunkt mit Freunden, während bei uns alles rationell und mit möglichst wenigen persönlichen Begegnungen gehen soll.

 

Sprachliche Umstellungzen

Der Missionar hat die letzten Jahre in einer anderen Sprache kommuniziert. Manche Worte der Muttersprache hat er inzwischen vergessen. Zudem hat sich die Muttersprache weiterentwickelt, neue Worte sind hinzugekommen und ihm völlig unbekannt.

 

Politische Umstellungen

Er hat sich mit dem Einsatzland identifiziert (feuert jetzt deren Fußballmannschaft an) und mit deren Politik. Nun bewertet er soziale und politische Ereignisse anders. Er sieht die Welt und die Außenpolitik seines Heimatlandes mit anderen Augen.

 

Geistliche Umstellungen

Auch die Gemeinde Jesu hat im Einsatzland eine andere kulturelle Prägung. Manche biblischen Wahrheiten sind ihm besonders wertvoll geworden, andere haben an Bedeutung verloren, vielleicht hat sich auch sein Verständnis von Gemeinde weiterentwickelt.

 

Menschliche Reaktionen

In diesen massiven Umstellungen kann das Gefähl des Unverstandenseins auftreten, der Enttäuschung, der Fremdheit. Dies ist eine normale menschliche Reaktion und kann zum Rückzug aus der fremd gewordenen alten Heimat führen, ja zu deren Verurteilung: der Verschwendung, oberflächlichen Beziehungen, mangelnden Hingabe und Opferbereitschaft, dem "ungeistlichen" Verhalten in der Gemeinde. Es kann bis zu einem Jahr dauern, bis die alten und neuen Eindrücke verarbeitet sind und man beides versteht

 

Wie können wir dabei helfen?

  Rückkehr des Missionars in Gemeinde ankündigen, Gemeindeglieder auf die Begegnung vorbereiten.

  Würdiger Empfang in der Gemeinde, vielleicht mit Stehempfang oder gemeinsamem Essen.

  Die neuen Gemeindeglieder vorstellen, ihn mit persönlichen Freunden bekanntmachen.

  Sich viel Zeit nehmen für den Missionar.

  Geduldig zuhören, ein offenes Ohr haben. Erst langsam werden tiefere Erfahrungen an die Oberfläche kommen. Wie wichtig ist da ein interessierter Freund, der verstehen will, ganz besonders wenn dieser selbst einmal in einer fremden Kultur gelebt hat.

  Freundschaft und menschliche Wärme zeigen. Im Gespräch herausfinden, wo Hilfe nötig oder erwünscht ist (nicht bevormunden oder aufdrängen).

  Ehrlich fragen - nicht zuviel annehmen, gerade auch bei unverständlichen Reaktionen des Missionars.

  Beim Einkaufen mitgehen: Was gibt es wo günstig? Was ist ein guter Preis?

  Technische Veränderungen erklären (wie man ein Handy, einen Fahrkartenautomat bedient, im Internet surft ... ).

  Neue Abkürzung und geläufige Begriffe erklären.

  Bei Behördengängen mitgehen. Vieles, was uns selbstverständlich ist, ist ihm fremd, Begriffe völlig neu. Es ist längst vergessen, wie man es vor 4 Jahren gemacht hat.

  Leitgedanken in unserer Gesellschaft erklären, was Menschen heute beschäftigt, was ihre Sorgen sind.

  Missionarskindern beim Einleben helfen: ihren Platz in der Schule zu finden, in der Jungschargruppe, im Sportverein. Heranwachsenden bedeutet es viel, dazuzugehören. Oft unterscheiden sie sich in Sprache, Interessen, Lebensgewohnheiten.

  Bei Kleidung und Mode beraten, wie man sich anzieht, mit Winterkleidung aushelfen.

  Bei Verhaltensweisen helfen - wie man Zustimmung oder Kritik äußert, höflich ablehnt. Humor ist kulturell so verschieden.

  Besuchstermine vereinbaren: wer ihn wann zum Essen einlädt zum Bericht in Hauskreisen, Gemeindegruppen, Vereinen, bei Lokalzeitung und Radiosender. Das mehrfache Berichten hilft dem Missionar, das Erlebte zu reflektieren und zu verarbeiten.

  Bei Wohnungssuche und -einrichtung helfen.

  Auto ausleihen.

  Rat und Hilfe bei beruflicher Fortbildung.

Es gibt noch viel mehr praktische Hilfen, wie wir dem Missionar das Einleben erleichtern können [ 2 ]. Eine einzelne Person ist damit oft überfordert, wenn sich aber verschiedene Personen in einem Hauskreis oder Missionskomitee die Arbeit teilen, dann werden viele bereichert, und es wird für keinen zu viel.

 

Nur keine Angst

Und nun, nur keine Angst! Missionare sind normale Menschen mit den gleichen Bedürfnissen und Sorgen wie wir. Sie sind dankbar für persönliche Zuwendung und verstehen die Sprache der Liebe. Sie sind zudem eine große Bereicherung für eine Gemeinde, besonders auch im Heimataufenthalt, denn sie haben besondere Gaben und Erfahrungen, einen frischen Blick für Problemfelder und kreative Lösungsvorschläge. Sie sind eine wertvolle Bereicherung für ihre Gemeinde. So können auch wir von zu Hause aus noch unmittelbarer an Weltmission beteiligt sein.


Fußnoten

[ 1 ] Im Folgenden wird der Begriff "Missionar" als Gruppenbezeichnung gebraucht und gilt in gleicher Weise für Frauen und Männer.


[ 2 ] Weiterführende Literatur: Neal Pirolo, Berufen zum Senden, Hänssler-Verlag, Neuhausen, S. 137-162 "Unterstüztung und Rückkehr".

Neal Pirolo, The Reentry Team, Emmaus Road Int. San Diego, 2000.

Mechthild Roth, Re-Entry Stress, Wenn Missionare "heimkommen", Evangelikale Missiologie (11/1995), S. 78-85.

Anne Townsend, Ein Missionar kehrt heim. In: M. Goldsmith (Hrsg) Ein Herz für Missionare. Francke, 1992, S. 38-66



Copyright (C) 2001 by Dr. Detlef Blöcher



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Letzte Änderung: 30.01.2017
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