Überragend! Der Herr und die Herren

 

Kyrios Jesus - Jesus ist Herr. Dieses frühchristliche Bekenntnis ist einer der Gründe, warum Christen in der Anfangszeit der Gemeinde verfolgt und umgebracht wurden. Dabei hat der griechische Begriff Kyrios einen ganz anderen Inhalt, als das Wort "Herr" heute bei uns, wenn wir von "Herr" Meier und "Herr" Müller sprechen. Auch wir Christen sind uns kaum noch bewusst was es bedeutet, wenn wir "Herr Jesus" sagen. Denn zwischen dem urchristlichen Bekenntnis, das Jesus den Hoheitstitel "Herr" gibt und dem heutigen Sprachgebrauch hat es einen gewaltigen Bedeutungswandel gegeben.

 

Das Wort "Herr" heute

Heute wird etwa ab dem Alter von 16 Jahren jeder Mann mit Herr angeredet, wie jedes Mädchen in diesem Alter mit Frau angesprochen wird. Heute ist jedermann Herr. Ursprünglich bedeutete das deutsche Wort Herr der Ältere, der Ehrwürdige, der Dienstherr, auf jeden Fall der Höhergestellte. Dies wird auch im lateinischen senior (der Ältere) deutlich. Das Wort Herr wurde im frühen Mittelalter ausschließlich für Adelige angewandt, später auch für Geistliche (der Pfarr - Herr = der Pfarrer) und für Ratsherren. Etwa seit dem 18. Jahrhundert ist Herr eine Bezeichnung für den Mann jedes Standes. Heute ist jeder Herr. Das Problem ist nur: wenn jeder Herr ist, ist keiner mehr Herr.

Eigentlich ist das Wort Herr nicht mehr angemessen um den griechischen Begriff Kyrios wiederzugeben, denn Kyrios ist ein Titel, ein Auszeichnung von höchstem Rang und Gewicht. Auch wenn wir heute Herr Jesus sagen ist das oft nur noch eine Höflichkeitsformel, eine kindliche Anrede Jesu, die aber bei weitem nicht mehr das trifft, was die Urchristen aussagten, wenn sie bekannten: Jesus ist Herr. Oder das Wort Herr ist gar zum Füllwort in unseren Gebeten entartet. Wir tun gut daran uns die neutestamentliche Bedeutung des Wortes Kyrios bewusst zu machen.

Wir sollten uns auch bewusst sein, dass die deutsche Sprache in diesem Fall etwas arm ist. Im Englischen gibt es die beiden Worte: Lord (Herr oder Gebieter) und Mister (Herr). Dasselbe gilt im Französischen: Seigneur (für den hohen Herrn, oder den Herrn im religiösen Sinn) und Monsieur (höfliche Anrede für jedermann).

 

Bedeutung des Wortes Kyrios im späten Griechentum

Für den Menschen im Hellenismus hatte das Wort Herr etwas Ehrfurchtserregendes, etwas Erschreckendes, ja sogar etwas Bedrohliches an sich. Das hängt mit dem Kaiserkult zusammen. Der Kaiser galt als teilhaftig am Wesen der Gottheit. Das wurde in der Kunst und Architektur sehr deutlich. Der Kaiserpalast war gestaltet wie ein Göttertempel. Auf Bildern wird der Kaiser häufig mit einem Lichtschein um das Haupt dargestellt. Der Kaiser erschien selten in der Öffentlichkeit der Hauptstadt. So erhielten seine wenigen öffentlichen Auftritte den Charakter einer Epiphanie - einer Göttererscheinung. Der Kaiser besaß in der Regierung und Verwaltung des Reiches unumschränkte Macht. An den verschiedensten Orten des Reiches waren Kaiserbilder aufgestellt. In diesen Bildern erschien der Herrscher als gegenwärtiger Gott.

Der Kaiser Augustus wird Kyrios Theos - Herr und Gott genannt. Auch Herodes der Große, Agrippa I und II und Caligula erhalten den Titel Kyrios. Nero wird als Kyrios der ganzen Welt bezeichnet, und Domitian ließ sich unser Herr und Gott nennen.

Die Kaiser erwarteten von ihren Untertanen unbedingte Loyalität, d.h. dass der Kaiser als höchste Gottheit akzeptiert wurde. Darüber hinaus waren sie oft sehr tolerant im Umgang mit religiösen Minderheiten. Das darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass das Römische Reich ein totalitärer Staat mit religiösem Anspruch war. Von jedem Bürger wurde die Anbetung der höchsten Gottheit, nämlich des Kaisers erwartet. Dieser Anspruch sollte das Reich politisch zusammenhalten.

Und jetzt war da diese kleine jüdische Sekte der Christen ( in den Augen der Römer) und behauptete Kyrios Jesus - Jesus ist Herr. Mit diesem kurzen Satz waren sie zu Staatsfeinden geworden. Denn wenn Jesus Herr war, dann war Nero nicht Herr. Herr sein kann nur einer. Mit diesem Satz stellten die Christen das gesamte politische System in Frage. In den Augen der Römer waren sie Atheisten, weil sie dem Kaiserkult nicht huldigten. Aber noch mehr - sie waren Anarchisten, denn der Kaiserkult war engstens mit der politischen und sozialen Werteordnung verflochten. Der Kaiserkult hielt die öffentliche Ordnung aufrecht. Lukas versucht in seinem Evangelium und in der Apostelgeschichte nachzuweisen, dass die Christen keine Staatsfeinde waren. Denn sie folgten einem Herrn der bekannte: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt", und deswegen waren sie keine Kämpfer gegen die bestehende politische Ordnung (Johannes 18,36).

Mit dem Bekenntnis Jesus ist Herr begann für die Urgemeinde blutigste Verfolgungszeiten. Seit dem Brand von Rom 64 n.Chr. wurden sie unter Nero blutig verfolgt. Schutzlos waren sie der grausamen Gewalt ausgeliefert. Da am Anfang kaum höhergestellt Persönlichkeiten Christen sind, gab es keinen Widerspruch und keine Fürsprecher.

Wie leicht wäre es für sie gewesen zu widerrufen. Der Kaiser Trajan gibt folgende Anweisungen: "Die Angeklagten, die für schuldig befunden werden, sind zu bestrafen, unter dem Vorbehalt, dass ein Mann, wenn er erklärt, er sei kein Christ, und dies durch sein tatsächliches Verhalten beweist und er unsere Götter verehrt, mag er vorher noch so verdächtig gewesen sein, durch seine Reue Verzeihung erhalten soll." (Kindlers Kulturgesch. Europas Bd. 3, S. 295) D.h. ein kleines "formelles" Opfer für die Götter und den Kaiser und sie wären frei gewesen, hätten in Ruhe und Frieden leben können. Aber - damit hätten sie auch ihr Bekenntnis, dass Jesus Christus Herr ist widerrufen.

 

Die Bekehrung des Apostel Paulus

Die Erkenntnis, dass Jesus Herr ist hat aus einem der größten Christenhasser den größten Missionar aller Zeiten gemacht. Saulus war ein leidenschaftlicher Verfolger der ersten Christengemeinde. (Apostelgeschichte 8,3; 9,1f.) Er verfolgte die Gemeinde, weil Jesus für ihn ein Verfluchter war. In 5. Mose 21,33 heißt es: "Denn ein Gehenkter ist ein Fluch Gottes." Und so waren für ihn die Christen eine abscheuliche Sekte, die einen Verfluchten anbeteten. Diese Sekte wollte er vernichten.

Wie ist es möglich, dass ein Mann, der Jesus und seine Anhänger leidenschaftlich verfolgt und ausrottet plötzlich das Lager wechselt? - Er begegnet Jesus als dem Kyrios. "Als er aber hinzog, geschah es, dass er Damaskus nahte. Und plötzlich umstrahlte ihn ein Licht aus dem Himmel; und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Er aber sprach: Wer bist du Herr (kyrios)? Er aber sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst." (Apostelgeschichte 9,3-5)

In Vers 5 fragt Paulus: Wer bist du Herr / Kyrios? und die Antwort ist: "Ich bin Jesus". Jesus ist Herr! Das war das Schlüsselerlebnis für Paulus. Er sieht den Verfluchten in der Herrlichkeit Gottes. Er sieht dass Jesus Herrscher ist (vgl. Gal. 3,13f.). Auf einmal kann Paulus alles einordnen: Jesus ist der verheißene Messias. Der Gekreuzigte ist der Auferstandene - er ist Herr. Und dies wird das große Thema des Paulus und damit der gesamten Christenheit "Christus Jesus als Herrn zu verkündigen" (2.Korinther 4,5).

 

Kyrios in den NT - Schriften

Gott als Kyrios

Jesus redet Gott, den Vater mit Kyrios an (Mattäus11,25) Auch die Christen reden Gott als Herrn an, weil er der Schöpfer ist (Apostelgeschichte 17,24) So wird auch der Gottesname Jahwe in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments mit Kyrios wiedergegeben. Derselbe Titel wird im Neuen Testament jetzt konsequent auf Jesus angewandt.

Jesus als der Kyrios

Schon als Jesus auf der Erde lebte wurde er mit Kyrios / Herr angeredet. Er machte aber auch deutlich, dass dies allein nicht reicht. Schon damals bestand die Gefahr, dass das wirkliche Gewicht des Wortes Herr verlorenging. In Matthäus 7,21 beschreibt er die Herr-Herr-Sager, die den Titel sogar besonders ernst nehmen (sie sagen zwei mal Herr), aber Rhetorik allein reicht nicht: "Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist." Zum Aussprechen des Kyrios / Herrn gehört auch das Handeln, der Gehorsam. Jesus macht dies in Lukas 6,46 sehr deutlich: "Was nennt ihr mich aber Herr, Herr und tut nicht, was ich euch sage?". D.h., wer nicht bereit ist den Willen Jesu zu tun, soll auch nicht äußere Formeln und Worthülsen gebrauchen, die dies ausdrücken.

Jesus ist Herr

- das ist wahrscheinlich das erste Bekenntnis der Urchristen, und wenn auch das Bekenntnis allein nicht genügt, sondern der Gehorsam dazugehört, so ist es doch enorm wichtig. In Römer 10,8b - 10 heißt es: "Denn das Wort des Glaubens, das wir predigen, dass, wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, du errettet werden wirst. Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit, und mit dem Mund wird bekannt zum Heil."

Das Bekenntnis, d.h. das öffentlichen Anerkennen der Autorität Jesu, ist enorm wichtig. Vorhin haben wir gesehen, dass das bloße Bekenntnis ohne Glauben und Gehorsam nicht ausreicht. Aber - ein Glaube ohne Bekenntnis ist ebenso wertlos. (Lukas 12, 8-9, siehe auch Johannes 12,42 - 43) Das öffentliche Anerkennen der Autorität Jesu ist enorm wichtig, weil man sich so für jeden sichtbar auf die Seite Jesu stellt. Für viele der ersten Christen hat dieses öffentliche Bekenntnis zu Jesus ihren Tot bedeutet. Welch ein Zeugnis haben uns diese Christen damit hinterlassen.

Dass es dabei nicht um eine Pflichtbekenntnis geht, ist klar. Es ist immer eine Antwort der Liebe auf das, was Jesus für uns getan hat. In 1. Johannes 4,15f. wird Liebe und Bekenntnis gleichgesetzt: "Wer bekennt, das Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er in Gott. Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm." Bekenntnis und Liebe, Liebe und Gehorsam, das gehört zusammen (Johannes 14,15).

Jesus ist Herr

- mit diesem Bekenntnis unterstellt sich die neutestamentliche Gemeinde Jesus Christus als ihrem Herrn. Und diese Herrschaft Jesu hat allergrößte Dimensionen. In Philipper 2,5-11 wird die Dimension der Erniedrigung, aber auch der Erhöhung Jesu eindringlich geschildert: "Diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war, der in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub achtete Gott gleich zu sein. Aber er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch erfunden wurde, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott auch hoch erhoben und ihm den Namen verliehen, der über jeden Namen ist, damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters."

Hier wird in sehr eindringlichen Worten die Größe des Werkes Christi beschrieben. Wie groß war seine Erniedrigung, die ja nicht erst mit dem Kreuz begann. Aber dann wird auch die Dimension seiner Erhöhung beschrieben. Er hat einen Namen über jedem Namen. Namen waren im Altertum mehr als Schall und Rauch. Hier wird deutlich, dass seine Stellung überragend, über jeder anderen Macht ist. Diese Realität wird einmal jeder anerkennen müssen, jedes Knie wird sich beugen, jede Zunge wird bekennen, dass Christus Herr ist.

Jesus ist Weltherrscher

In Römer 14,9 wird deutlich, dass er Herrscher über die gesamte Menschheit ist. Er steht über jeder Macht und Gewalt und sitzt zur Rechten Gottes (1.Petr. 3,22). Jesus ist Herr der Herren und König der Könige (Offbarung 17,14).

Doch nun müssen wir uns fragen, wo diese Herr-Sein Jesu denn sichtbar wird. Denn wenn wir mit offenen Augen in unsere Welt schauen, habe dort doch offensichtlich ganz andere Herren das Sagen.

 

... noch sehen wir es nicht

In Hebräer 2,8 wird diese Spannung auf den Punkt gebracht: "Denn indem er ihm alles unterwarf, ließ er nichts übrig, das ihm nicht unterworfen wäre; jetzt aber sehen wir ihm noch nicht alles unterworfen."

Das ist die große Spannung, in der wir als Christen stehen: Wir glauben und wissen dass alles Jesus unterworfen wurde - Jesus ist Herr - aber dies ist noch nicht sichtbar.

Wir sehnen uns danach mit Christus zusammenzusein, ihn endlich zu sehen, aber solange wir noch in unserem Körper sind und Christus noch nicht wiedergekommen ist ist die Devise glauben und nicht schauen. In 2.Kor.5,6-8 wird dies formuliert: "So sind wir nun allezeit guten Mutes und wissen, dass wir, während wir einheimisch im Leib, wir vom Herrn ausheimisch sind - denn wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen -; wir sind aber guten Mutes und möchten lieber ausheimisch vom Leib sein und einheimisch beim Herrn sein."

Es geht hier darum, dass wir uns wünschen bei Christus zu sein, aber solange wir noch in unserem Körper sind (d.h. leben) und Jesus nicht wiedergekommen ist, gilt es zu glauben, nicht zu sehen. Das ist eine Grundwahrheit des Glaubens, darum geht es beim Christenleben: im Glauben zu leben und nicht im Sehen. Widerstehen wir darum allen Versuchungen die Herrschaft Jesu sichtbar machen zu wollen bevor Gott es will und Jesus sichtbar für alle erscheint. Aber arbeiten wir auch darauf hin, dass Menschen Christus als Herrn anerkennen, bevor er kommt. Darum geht es bei Mission, darum geht es bei Evangelisation und bei allem Zeugnis.

 

Jesus ist Herr - Herausforderung für uns heute

Jesus ist Herr - das war nicht nur das Bekenntnis der Urgemeinde. Es ist das Bekenntnis aller Christen zu aller Zeit. Diese Bekenntnis bedeutet Konfrontation. Denn wenn wir Jesus als Herrn im neutestamentlichen Sinn bekennen dann stellt das andere Menschen in ihrem Lebenskonzept in Frage. Und auch heute noch gibt es Orte, wo Christen um dieses Zeugnisses willen verfolgt werden.

Wenn Jesus Herr ist, dann ist der Mensch nicht Herr seiner selbst! - Wir merken, dies ist ein anstößiges Bekenntnis in einer toleranten Zeit. In der Zeit nach der Aufklärung, wo der Mensch endlich herausgetreten ist aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Heute meint jeder sein eigener Herr zu sein. Aber, wenn Jesus wirklich Herr ist, stimmt das nicht. Und damit stehen wir in Opposition zum Zeittrend. Dann ist das Bekenntnis Jesus ist Herr ein unbequemes, aber nötiges Bekenntnis wider den Zeitgeist.

Wenn Jesus Christus Herr ist, dann können wir nicht tun und lassen was wir wollen, dann sind wir ihm gegenüber verantwortlich. Und deswegen ist unser öffentliches Bekenntnis zu Jesus so wichtig, auch zur Warnung der anderen. Manchmal habe die Leute mit ihren "Jesus lebt" Ansteckern und ihrer naiven Art Zeugnis von Jesus zu sein innerlich belächelt. Aber sie haben doch den Mut sich öffentlich zu Jesus zu stellen, wo ich - aus ästhetischen Gründen - geschwiegen habe. Unsere Umwelt braucht dieses Zeugnis.

Wenn Jesus Herr ist, dann sind die Herren dieser Welt letztlich keine Herren. Norbert Blüm soll gesagt haben: "Die Herren dieser Welt kommen und gehen, aber unser Herr kommt". Wir haben das in den letzten Jahren häufig erlebt wie schnell die Herren dieser Welt kommen und gehen, oft über Nacht.

Machen wir uns das klar: Wenn Jesus Herr ist, dann ist Gerhard Schröder letztlich nicht Herr, auch Bush oder Putin nicht. Das Bekenntnis der Urchristen, und auch unser Bekenntnis ist: Jesus ist Weltherrscher - auch wenn Nero tobt, auch wenn scheinbar alles drunter und drüber geht, auch wenn wir nicht wir nicht wissen, wie es morgen aussieht. Wenn Jesus Herr ist, d.h. Weltherrscher ist, dann brauchen wir keine Angst haben vor der Zukunft. Jesus fordert uns in Matthäus 24,6 auf: "Seht zu, erschreckt nicht!" Deswegen brauchen wir unsere Augen nicht verschließen. Jesus sagt: "Seht zu!". Aber er befiehlt uns ebenso: "Erschreckt nicht!"

Jesus der Herr hat alles unter Kontrolle, auch wenn wir dies jetzt noch nicht sehen. Auf diesen Herrn setzen wir unsere Hoffnung. Vor ihm wird sich einmal jedes Knie beugen, auch das stolzeste und bekennen: Jesus Kyrios. (Phil.2,10f.) Wir sind auf der Seite des Siegers, und wir werden einmal mit ihm herrschen.

Wenn Jesus Herr ist, dann muss sich sein Herr-Sein - seine Herrschaft - jetzt schon in unserem Leben auswirken. Es geht nicht um ein allgemeines Bekenntnis. Es geht um ein persönliches Bekenntnis und eine persönliche Beziehung. Wie Thomas formuliert hat: "Mein Herr und mein Gott". (Joh.20,28).

Wenn Jesus Herr ist, dann bin ich nicht Herr. Jedesmal wenn ich "Herr Jesus" sage behaupte ich genau das. Dann ist sein Wille verbindlich und wichtiger als mein Wille.

Wer A sagt, der muss auch B sagen. Wer Herr sagt, der muss auch den Willen des Herrn tun. Und auch wenn wir "Abba, Vater" (Römer 8,15) zu Gott sagen dürfen, so ändert dies nichts an der Tatsache, dass Gott Herr bleibt. Er bleibt der Höhergestellte, er ist niemals mein Kumpel oder gar mein Laufbursche. Vertrautheit ja, aber auch Achtung. Und deshalb Vorsicht vor Formulierungen, die das verwischen. Gott ist nicht der Daddy oder Papa, der tun muss was die Kid's wollen. Und wenn Jesus Herr ist, dann ist auch Evangelisation und Mission dran, weil dies der ausdrückliche Wille Jesu ist.

Gott bewahre uns davor, dass wir zwar Herr, Herr sagen, singen und beten, aber tief im Innern denken: "Ich tu aber was ich will!". Dann seien wir doch so konsequent und sparen uns solche frommen Worthülsen. Denn: Wenn Jesus Herr ist, dann muss sich seine Herrschaft schon heute in unserem Leben auswirken.

 

Copyright © 2001 by Ralf Kaemper. Alle Rechte vorbehalten.

Dieser Artikel wurde erstmalig in der Zeitschrift der Brüdergemeinden "PERSPEKTIVE" in der Ausgabe 4/2001 veröffentlicht.

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